Ganz großes Kino – Teil 2: Weniger ist mehr

Warum so viele Nationen auf Filmvorführungen setzen, um sich zu präsentieren, ist eigentlich unverständlich. Man mag auf diese Weise viele Informationen transportieren können und das einfacher und billiger. Häufig sind die Filme aber nicht die Wartezeit wert oder den Eintritt auf die EXPO. Denn einen Eindruck vom oder ein Gefühl für das jeweilige Land bekommt man hier nur schwer vermittelt, man bleibt passiv, teilnahmslos.

Es gibt aber auch andere Beispiele. Einige Nationen und Organisationen, die entweder nicht das Geld oder den Hintergrund für eine spektakuläre Ausstellung haben, fallen positiv auf, indem sie auf Videos verzichten und versuchen, sich einfach und einfach anders zu präsentieren.

Der Pavillon von Nepal bietet keine großen Überraschungen, aber lange Wartezeiten bleiben ebenfalls aus. Nach fünf-minütigem Zick-Zack-Gehen, betritt man den äußeren Bereich, einen Komplex aus traditionellen nepalesischen Gebäuden mit Imbiss und Geschäften. Ornamente, geschnitzt von 350 nepalesischen Familien zieren die Fassade und machen den Pavillon selbst zum Ausstellungsstück.

Auf einen genaueren Blick auf den inneren Bereich in Form einer aufgeschnittenen buddhistischen Pagode in/an der sich ein Weg bis zu einer Aussichtsplattform an der Spitze windet, muss man nur kurz warten. Man erhält nicht nur einen Überblick über die Umgebung, sondern auch über Kunst, Kultur, Architektur und moderne Umwelttechnologien des Landes. Die ganze Anlage ist bereits von Außerhalb gut einzusehen und bietet eine Reihe schöner Fotomotive. Ein Zwischenstopp lohnt sich.

UN-Pavillon
UN-Pavillon

Wissen ist Macht! So ist es auch im Falle des UN-Pavillons. Im ersten Moment hat man den Eindruck, in einer dreidimensionalen Informations-Broschüre gelandet zu sein. Keine Spielereien, schlichte Präsentation, ein Konferenzraum, der tatsächlich für Diskussionen und Vorträge genutzt zu werden scheint, so zeigen sich die Vereinten Nationen auf der Weltausstellung. Zu Beginn der Ausstellung wird man mittels vieler Fotos und kurzer Erklärungen mit einer Auswahl der großen Herausforderungen der UN konfrontiert. Beispiele hierfür sind Hungersnöte, Folgen von und bessere Vorbereitung auf Naturkatastrophen wie das Erdbeben von Haiti, der Verlust von Biodiversität im Angesicht zunehmender Industrialisierung und Verstädterung, das Erhalten Historischer Stätten, und so weiter.

Im zweiten Bereich werden auf großen Wänden globale Ungleichgewichte veranschaulicht. Nach Ländern getrennt geht es hier geht um Flüchtlingsströme, um den Anteil über 60jähriger an der Bevölkerung (De: 28,4% der Frauen, 22,9% der Männer – Cn: 12,6% der Frauen, 11,2% der Männer) oder um die Unterschiede in der Kindersterblichkeitsrate (In China sehr gering, in z.B. Mali deutlich erhöht). Wer hätte gewusst, dass die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren in städtischen Regionen Ägyptens bei 91,2% liegt und damit höher als in den Städten jedes anderen Landes? Schulbildung, Bedrohung durch Hochwasser und Wirtschaftsleistung verschiedener Staaten werden ebenso verglichen. „Better City, Better Life“ ist der Slogan der EXPO in Shanghai – zum Weg dorthin gehören auch unangenehme Wahrheiten.

Nachbau Ruine
Nachbau Ruine

Zum Abschluss Kambodscha. Es ist ein kleiner Pavillon ohne Wartezeit, die Wände innen beklebt mit Landschaftstapeten berühmter Orte. Tore und Teile von Tempeln darauf sind durch Nachbauten hervorgehoben. Mittendrin wurde ein Wohnraum mit einer Sammlung historischer Webstühle und Spindeln rekonstruiert. Mit einfachen Mitteln wurde eine plastische Umgebung zum Anfassen geschaffen, klein aber einladend.

Holzfigur
Holzfigur

Man bekommt ein Gefühl für Kambodschas Bemühung, kulturelles Erbe zu bewahren durch Darstellungen aus den historischen Angkor-, Odongk- und Phnom-Penh-Perioden. Auch der Souvenirshop am Ende stört nicht, wirkt er doch eher wie ein geschäftiger Basar, den man so möglicherweise auch in Kambodscha finden kann, konzentriert auf Kunst und Kultur.

Die drei beschriebenen Ausstellungen, Nepal, UN, Kambodscha, zeigen vor allem eines: Der Einfluss von Erwartungen auf die Wahrnehmung ist kaum zu überschätzen. So vermögen es viele der kleinen Pavillons, die man auf dem Durchmarsch „mal eben mitnimmt“, positiv zu überraschen, was den großen leider nicht immer gelingt.

Mehr dazu in „Ganz großes Kino – Teil 3: Am Anfang war der Sponsor“

Wir lernen:

guǎn

heißt:

Pavillon