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Niederschlag im Badezimmer

2004 war unsere Wohnung sehr spartanisch eingerichtet. Wir hatten Matratzen und etwas Geschirr und Besteck in unserer kahlen weißen Wohnung, kaum mehr. Für die kalten Tage im Februar und März hatten wir uns elektronische Heizkörper gekauft, die unsere Stromverbrauch in ungeahnte Höhen trieben.

Anders dieses Mal: Weiße Wände nur in einem Zimmer und auch nur zwei davon, die beiden anderen Holzregale, teilweise mit Büchern darin (leider komplett chinesisch „verschlüsselt“). Bett bzw. Schlafsofa und recht annehmbare Jalousien in jedem der beiden Schlafzimmer. In der Küche Kühlschrank, Waschmaschine, Mikrowelle, Gasherd mit Abzugshaube und ein Esstisch. Ein Designer-Badezimmer mit Dusche, Badewanne und sogar Bidet, das Waschbecken aus Glas (wenngleich unglücklich konstruiert – ist man nicht vorsichtig, landet neben dem Waschbecken beinahe soviel Wasser, wie darin).

Neben dem Badezimmer ist auch das Wohnzimmer von einer Einrichtungsagentur bearbeitet worden. Hier finden sich eingelassene Wandschränke und beleuchtete Nischen sowie eine Vertäfelung in Holzoptik, welche die Wand mit dem selbstverständlich vorhandenen Fernseher (16:9, allerdings Röhre) zu zwei Dritteln umrahmt und neben beleuchteten Aussparungen für Nippes auch Halogenstrahler für indirekte Beleuchtung beheimatet. Sofa, Sessel und Couchtisch gehören ebenso zu Einrichtung, wie die Klimaanlage in jedem Zimmer. Als Bonus verfügen wir über mehrere Bilder und zwei große Stickereien in besonders aufwändigen Rahmen sowie mehrere Deko-Elemente wie Vasen und einen hübschen Strauß bunter Weidenkätzchen. Ein moderner Schaukelstuhl in Kuhfelloptik rundet das Bild ab. Kurz gesagt, es ist gemütlich und fühlt sich an, wie ein Zu Hause. Besonderes Highlight: Der große, begehbare Wandschrank, der selbst für drei Personen groß genug ist.

Da wir im Erdgeschoss wohnen, war der Parkettboden auch bei den hohen Sommer-Temperaturen von über 30 Grad einigermaßen kühl. Während der Regenzeit im Juni und Juli war der Boden teilweise derart kühl, dass an besonders feuchten Tagen (über 90 % Luftfeuchtigkeit) das Wasser, zumindest auf den Fliesen im Badezimmer, kondensierte und der Fußboden dort trotz Lüftung und offenem Fenster nur langsam trocknete. Dass sich die hohe Feuchtigkeit aber nicht auf unsere Wohnung beschränkte, zeigte sich am besten an der frisch gewaschen Wäsche, die selbst im komplett geöffneten Wintergarten länger zum trocknen brauchte.

Auch ein kleiner Garten gehört zur Wohnung, der mit seinem kleinen Holzsteg entlang der Hauswand, dem kleinen (leider defekten) Springbrunnen, einer verrosteten Hollywoodschaukel und vereinzelten Eidechsen romantisch anmutet. Sommer ist auch hier Mückenzeit, aber die Fliegengitter an jedem Fenster ließen einen das fast vergessen.

Wir lernen:

jiā

heißt:

Wohnung, Zuhause

Bambus-Nächte

Im Juli und August wird es heiß in Shanghai – deutlich über 30°C im Tagesdurchschnitt. Die Nacht bringt wenig Abkühlung.

Die Lösung ist einfach: Eine Bambus-Matte wird auf das Bett gelegt, so dass man direkt darauf schläft (ohne Bettlaken dazwischen!). Das ist erst mal ungewohnt und sicher nicht so kuschelig und gemütlich, wie direkt auf einer weichen Matratze zu schlafen, kühlt aber merklich und ist somit doch teilweise die angenehmere Alternative. Zumal das Arrangement mit Matratze darunter nicht so hart ist, wie man im ersten Moment denkt. Aber nicht vergessen, die Matte jeden Tag abzuwischen, möglichst gründlich und am besten heiß! Im Gegensatz früher gebräuchlichen Matten aus etwas anderem Material schleichen sich auf den neuen zwar nicht so schnell Milben ein, aber Sauberkeit ist dennoch angeraten bei den dauerhaft hohen Temperaturen.

 Gute Nacht!

P.S.: Häufig sieht man auch entsprechende Bambus-Bezüge für Autositze in den verschiedensten Designs, darunter auch Snoopy und Hello Kitty.

Schreiende Bäume

Im Sommer scheinen einen die Bäume anzuschreien – laut und von morgens bis abends. Regelmäßig durch kurze Pausen unterbrochen beginnt das, dem Kreischen einer Kreissäge ähnliche, Geräusch zuerst in einem Baum und springt dann rasch auf alle benachbarten Bäume über. Etwa fünf Zentimeter lange, braune Singzikaden-Männchen erzeugen die deutlich hörbaren Geräusche mit einem Trommelorgan am Hinterleib. Durch Muskeln wird hier eine verstärkte Singplatte zum Schwingen gebracht. Von „Gesang“ und „Liedern“ zu sprechen, wird der Lautstärke der großen Insekten nicht gerecht, ebenso wenig wie der Vergleich mit den Lauten von Heuschrecken und Grillen.

Wenige Wochen nach der Eiablage im Spätsommer schlüpfen die Larven aus den in Pflanzen abgelegten Eiern, fallen auf den Boden und graben sich dort ein, um sich von Säften zu ernähren, die sie aus Wurzeln saugen. Im letzten Larvenstadium klettern sie schließlich an Bäumen hinauf, klammern sich dort fest und häuten sich kurz darauf zum ausgewachsenen Insekt, ein Puppenstadium gibt es nicht (hemimetabole Entwicklung). Wenn man genau hinsieht, entdeckt man in den Bäumen nicht nur dutzende von Singzikaden (brüllende Männchen und schweigende Weibchen), sondern auch überall leere Häute, die noch eine Weile hartnäckig hängen bleiben.

Genau zu sehen bekommt man die Tiere anfangs kaum. Erst ab August findet man immer häufiger tote Zikaden auf den Wegen.

Die EXPO lebt – Teil 1: Vietnam

34°C, natürlich im Schatten, und viel Sonne. Das war das Wetter während unseres zweiten EXPO-Besuches. Obwohl es während unseres ersten Ausfluges hierher die meiste Zeit geregnet hatte, waren dieses Mal kaum weniger Regenschirme unterwegs. Es entstand ein ewiger Kampf um die Platzherrschaft seines Regenschirms als Sonnenschirm. Bei solchen Temperaturen, ist es auch für Europäer sinnvoll sich vor den direkten Sonnenstrahlen zu schützen.

Alternativ dazu werden die Gäste, während der gut dreistündigen Wartezeit auf den Besuch im deutschen Pavillon, größtenteils mit Sonnenschutzdächern verwöhnt. Zur Abkühlung darunter stießen wir auf verschiedene Lösungen: Entweder sorgten Ventilatoren an jeder Stütze für einen angenehmen Luftzug. Oder zahlreiche Düsen versprühten einen sanften Nebel aus feinsten Wassertröpfchen. Die dritte Variante waren kraftvolle Klimaanlagen, die einen kühlen Wind in die Menge bliesen. Wannen mit großen Eisblöcken wurden zusätzlich neben den Warteschlangen aufgestellt. Für noch höhere Temperaturen gibt es ergänzende Planungen: Gratisfächer und grüne-Bohnen-Suppe, ein traditionelles Gericht, dass dem Körper Wärme entziehen soll. Dennoch ist die Wartezeit auf einige Länder-Pavillons eine Geduldsprobe, darunter China, Deutschland, Vereinigte Arabische Emirate und Japan um nur einige zu nennen. Ob sich das Ausharren lohnt, hängt auch davon ab, was man anschließend zu sehen bekommt, muss am Ende aber jeder für sich entscheiden. Alternativen mit kürzeren Schlangen gibt es, einige davon sehenswert, andere weniger.

Kaum Anstehen musste man beim Vietnam-Pavillon. Ein Besuch lohnt sich. Das Gebäude besteht aus nur einem hohen Raum und einem kleinen Shop. Äußen und auch Innen wurde fast komplett mit Bambusrohr verkleidet. Funkelnde Kronleuchter sowie kleinere und größere Kunstgegenstände runden das Bild ab. Das Zentrum ist ein großes Wasserbecken mit Seerosen und einer bunten Gottheit mit vielen Armen, die das Treiben auf der Bühne in der Mitte des künstlichen Gewässers überwacht. Hier wird in farbenfrohen Kostümen und mit traditionellen Instrumenten das Publikum unterhalten. Teilweise werden die Vorführungen sogar auf den Teich ausgeweitet, beispielsweise für Wassertänze. Am wichtigsten ist die gute Stimmung, die von den engagierten Musikern und Künstlern ausgestrahlt wird und den Pavillon zum Leben erweckt. Bleiben darf man, so lange man mag. Entsprechend viele Besucher verweilen angesichts der tollen Atmosphäre etwas länger.

Eine Blick auf den deutschen Pavillon werfen wir in „Die EXPO lebt – Teil 2: Balancity“.

Wir lernen:

tàng

heißt:

heiß

Ende der Regensaison

Nach drei Tagen im Hochofen kam für Nordchina am 8. Juli zunächst eine Abkühlung, in Südchina blieb es unangenehm heiß. Für Beijing sei es die heißeste erste Juli-Woche seit 50 Jahren gewesen mit Temperaturen bis 42,9°C in der Innenstadt, schreibt Shanghai Daily. Auch die Wasser- und Stromversorgung seien dort in einigen Wohngebieten kurzzeitig unterbrochen gewesen.

Shanghai könne unter Umständen bereits kommende Woche einer ähnliche Hitzewelle gegenüberstehen, nachdem sich das Ende der Regensaison für Dienstag oder Mittwoch ankündige. Mit Temperaturen bis 40°C sei zu rechnen.

37° Celsius

Wie eine englischsprachige Tageszeitung aus Shanghai in der Ausgabe vom Samstag, den 03. Juli, berichtete, haben die Sanitätsstationen der EXPO am vorangegangenen Freitag zahlreiche Fälle von Hitzschlag gemeldet, nachdem die Temperaturen im Tagesverlauf auf 37° Celsius gestiegen waren. Auch städtische Krankenhäuser verzeichneten scheinbar einen deutlichen Anstieg hitzebedingter Erkrankungen. Als Beispiel hierfür nennt die Zeitung das Shanghai Children’s Medical Center unweit des EXPO-Geländes im Stadtteil Pudong. Bis halb vier am Nachmittag seien dort 3.100 Patienten aufgenommen worden – 600 mehr, als an durchschnittlichen Tagen. Die Kinder haben vornehmlich an Fieber, Verdauungsstörungen und Bauchschmerzen gelitten, ausgelöst durch die hohen Temperaturen. Auch das Shanghai No. 1 Peoples Hospital habe 20 Prozent mehr Patienten gehabt, als üblich, darunter hauptsächlich Kinder und ältere Menschen. Infolge dessen sei bereits morgens durch das shanghaier Wetter-Büro die zweithöchste Hitzewarnung ausgerufen worden.

Naheliegend ist, dass an solchen Tagen auch das städtische Stromnetz höheren Anforderungen begegnen muss, wenn überall die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen. So habe der Strombedarf im Verlauf des Freitags den diesjährigen Rekordwert von 22,62 Megawatt erreicht. Man könne aber laut Angaben des zuständigen Stromanbieters einen Bedarf bis 25,5 Megawatt decken, womit auch für die Zukunft nicht mit Problemen bei der Stromversorgung zu rechnen sei.

The Eastern has landed

ES IST SOWEIT: Am 19.06.2010 sind wir um 07:00 Uhr in Shanghai (China) wieder einmal sicher gelandet. Zunächst ging es in den WalMart, einen Megastore für Lebensmittel und was man sonst noch braucht, um Reinigungsmittel zu beschaffen und einige andere Kleinigkeiten wie Toilettenartikel und Wasser. Ein Ventilator und eine Bambusmatte für das Bett (siehe Artikel „Bambus-Nächte“ unter Wissenswertes) nahmen wir für die kommende heiße Zeit ebenfalls mit. Danach fuhren wir erstmals in unsere neue Wohnung. Zum Glück hatte Schwiegermutter, wie immer, für den Transport in die City mit dem Auto gesorgt – angenehm klimatisiert. Im WalMart und im Taxi zur Wohnung wurden die Temperaturen ebenfalls künstlich niedrig gehalten. Da die Wohnung zunächst dringend gelüftet werden musste, war die Klimaanlage dort somit anfangs keine Option. Bei 34°, einer Luftfeuchtigkeit von über 80%  und nahezu zwei durchgemachten Nächten, war die Grundreinigung weniger angenehm. Für Fenster und Rahmen ließen wir dann aber ein Reinigungsteam bestehend aus zwei Frauen kommen.
Die nächsten Tage bekamen wir dann mehr Abkühlung, als uns lieb war: Temperaturen um die 25°C und VIEL Regen – wir befanden uns mitten in der Regensaison, die sich üblicherweise über die gesamte zweite Juni-Hälfte erstreckt und bis in den Juli hineinreicht. Und danach? Trocken und heiß! Naja, wenigstens trocken (siehe Artikel „Niederschlag im Badezimmer“ unter Leben in Shanghai).

Wir lernen:

Zhōngguó

heißt:

China