Die EXPO hat mehr zu bieten als Länderpavillons. Schon außerhalb gibt es – wie könnte es anders sein – faszinierendes zu entdecken.
Dort, wo sich jetzt die verschiedensten Nationen (und natürlich vor allem China) präsentieren, fanden sich zur Zeit unseres ersten Besuches 2004 in erster Linie einfache alte Wohngebiete und viel Industrie, insbesondere Stahlfabriken und Schiffswerften. Nur ein kleiner Teil davon wurde saniert und hat noch Bestand. 18.000 Familien wurden umgesiedelt, die meisten Industrieanlagen an den Stadtrand verlegt.
Jetzt sieht alles anders aus. Nur wenige Kilometer südlich vom Stadtzentrum (Lujazui, Bund) entfernt, direkt unter der gewaltigen Nanpu-Brücke, beginnt das neu angelegte Gelände mit großen Parkplätzen. Wo man 2004 direkt unter der Brücke noch bei einem späten Spaziergang auf geschäftiges Treiben auf einem Fischmarkt stoßen konnte, herrscht jetzt geruchlose Ruhe. Nicht nur um seine Nase braucht man sich keine Gedanken mehr zu machen, auch für die persönliche Sicherheit ist gesorgt. Der gesamte Bereich ist hell erleuchtet von den Flutlichtern der kurz vor Mitternacht völlig verlassenen Parkplätze. Völlig verlassen? Nein, ein kleiner Trupp stramm stehender Polizisten – einer in jeder Ecke jedes Parkplatzes – leistet tapfer Widerstand gegen die Müdigkeit und bewacht die letzten zwei Busse, deren Passagiere sich vermutlich wohlig in einem der neun Hotels der Nachbarschaft in ihre Betten kuscheln. Der vorbeiziehende Polizeitrupp kündigt den Schichtwechsel an.
Bis zum eigentlichen Ausstellungsgelände sind es noch einige 100 Meter. Hier stehen die gewaltigen neuen Verwaltungsgebäude der EXPO und unser altes Hotel. Selbst 2007 mit seinen rund 30 Stockwerken noch das einzige seiner Größenordnung in der Umgebung, ist es jetzt umringt von Bettenburgen wie dem Intercontinental. Irgendwo hier muss vor wenigen Jahren noch die Fabrik von Schwiegerpapa gestanden haben – zum Glück ist er jetzt in Rente!
Insgesamt ist die Umgebung freundlicher, einladender geworden. Neben den großen Eingriffen geschah dies vor allem durch die vielen kleinen kosmetischen Veränderungen. Die Mauern, von denen die Wohngebiete in der Gegend umringt sind, sind schöner geworden, die Ecken der zahlreichen Mehrfamilienhäuser wurden noch Kilometer entfernt verziert mit aufgemalten Ziegelsteinen und sind auch schöner geworden. Die South Pudong Road, die direkt am Gelände der Weltausstellung vorbeiführt, wurde komplett saniert, Blumenkübel überall, Lichterketten in jedem Baum – abends romantisch und offensichtlich ein Anlaufpunkt für frisch Verliebte. Und selbst in den entlegensten Ecken Shanghais begegnen einem Überall das EXPO-Logo und das Maskottchen „Haibao“, der „Meeres-Schatz“.
Wir lernen:
rén
heißt:
Mensch
(Das EXPO-Maskottchen „Haibao“ hat die Form des chinesischen Zeichens für Mensch ۸)
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