Ganz großes Kino – Teil 3: Am Anfang war der Sponsor

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COMERZIAL*

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Wir wussten nichts über den Pavillon der Vereinigten Staaten, wir mussten nicht anstehen und auch keinen Umweg in Kauf nehmen, um dorthin zu gelangen. Alle möglicherweise vorhandenen Erwartungen basierten nur auf den drei großen Buchstaben an der Front: U S A. Wir hatten geringe Erwartungen und uns wurde noch weniger geboten.

USA-Pavillon
USA-Pavillon

Der erste Anblick nach betreten des Gebäudes sind zwei komplett mit Logos von Sponsoren bedeckte Wände – zwei große Wände, denn in diesem ersten Raum finden rund 100 – 200 Personen Platz. Das ist die Gruppenstärke, in der man durch die drei Videovorführungen geschleust wird. In dieser Vorhalle werden die Besucher, zwar per Video, aber dennoch relativ persönlich und herzlich, von Amerikanern auf chinesisch begrüßt. Dabei wird auf lockere und sympathische Weise gezeigt, welche Mühe diese scheinbar kleine Aufgabe einigen bereitet. Mit dem Gang in den nächsten Raum, das nächste Kino, lässt man leider auch den menschlichsten Teil das Pavillons hinter sich.

Weise Worte von Außenministerin Clinton und Präsident Obama wechseln sich jetzt mit kindlichen Träumereien ab deren Bedeutung für wirtschaftlichen Fortschritt gekonnt von Repräsentanten Vertretern solcher Firmen wie GE und Pepsi aufgezeigt wird. Immer wieder wird die Bedeutung wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit anderen Nationen, insbesondere China, hervorgehoben. Die christliche Hilfsorganisation „Habitat for Humanity“, deren Aufgabe es ist, bedürftigen Menschen zu einem Dach über dem Kopf zu verhelfen, muss in dem Film gleich zwei Rollen besetzen: Soziales und Religion.

USA-Pavillon
USA-Pavillon

Extreme und Ideale scheinen das Thema der dritten Vorführung zu sein. Schwarz-Weiß und Farbe, Ignoranz und Engagement, Regen und Sonnenschein sind die Widersacher und Gehilfen eines kleinen Mädchens, dass aus seinem Zimmer auf ein verwittertes, trostloses Baugrundstück inmitten einer Siedlung von Mehrfamilienhäusern schaut. Ein Garten soll daraus werden, und wo am Anfang die einzelne, liebevoll von dem kleinen Mädchen gepflanzte Blume Tag für Tag aufs neue zertreten wird, schafft am Ende die gesamte Nachbarschaft das Unmögliche. Mit dem entstandenen Gemeinschaftsgarten kehrt das Leben zurück in die Siedlung bis hinein in die Wohnungen. Trotz seiner Holzhammer-Moral ist das kurze Märchen für sich betrachtet nett anzuschauen, im Kontext der gesamten „Ausstellung“ ist es das nicht.

Der Weg nach draußen führt durch die Elektroabteilung. Wer die Sponsoren am Anfang übersehen haben sollte, erhält hier eine zweite Chance, Vorstellung von Produkten inklusive. Kommentar von einem U.S.Amerikanern, der den Pavillon besucht hat, über die Kinder in den Filmen: „Where did they get these private school kids?“ Ein anderer: „Commercialised!“

Natürlich muss man in dem Zusammenhang festhalten, dass sich der Pavillon alleine durch Sponsoren finanziert, die geschäftlich mit China zu tun haben, da Washington keine Geld für EXPO-Auftritte bereitstellt. Der Bezug eines Großpavillons erfolgte auf drängen Pekings, wo man die USA für eines der bedeutendsten Teilnehmerländer hielt – und das möglicherweise zu Recht. Denn was Deutschen und US-Amerikanern nicht gefällt, kann von einem chinesischen Publikum, mit seinem völlig anderen kulturellen, sozialen und politischen Hintergrund, völlig anders wahrgenommen werden. Im Gespräch mit einem Qualitätsmanager, Mitte 30, besser-verdienend und gebürtig in Shanghai, wurde der Pavillons vollkommen anders bewertet. Das Thema der EXPO, „Better City, Better Life“, sei gekonnt aufgegriffen worden. Die Darstellung der Kinderträume als Wegweiser für die Zukunft wurde ebenso gelobt, wie die Ideale im Film um das Mädchen und den Blumengarten. Der amerikanische Geist von „Yes we can“, einer starken Gemeinschaft und gleichzeitig der Kraft und Bedeutung des Einzelnen, sei gut vermittelt worden.

Gehen die Meinungen zur Präsentation auch auseinander, so scheinen zumindest die Ideen dahinter (Umweltschutz, Verantwortung und Initiative des Individuums, Zusammenarbeit) allgemeinverständlich zu sein.

* Die Firma COMERZIAL und ihr Slogan sind Erfindungen des Autors. Eventuelle Ähnlichkeiten zu realen Firmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Weiter geht’s in „Ganz großes Kino – Teil 4: Von Hasen und Löwen“

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US-Dollar

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